Stellungnahme zur Entwidmung der Hans-Meiser-Straße

Öffentliche Stellungnahme von Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner und Dekan Jürgen Hacker zur Entwidmung der Hans-Meiser-Straße

Die Hans-Meiser-Straße wird umbenannt. Der Beschluss des Bayreuther Stadtrats vom 30. März ist mit kleinstmöglicher Mehrheit getroffen worden. Zuallererst bringen wir unmissverständlich zum Ausdruck, dass wir den Beschluss uneingeschränkt respektieren.

Trotzdem seien kritische Gedanken erlaubt. Von kirchlicher Seite hätten wir uns ein anderes Vorgehen gewünscht: Kein Beschluss in Vorwegname für wenige Personen bzw. für wenige Straßennamen, sondern eine echte erinnerungskulturelle Aufarbeitung. Sie stünde der Stadt Bayreuth gut zu Gesicht. Diese Entscheidung hat die Notwendigkeit nur noch deutlicher werden lassen.

Mit dem Ziel eines differenzierten Bildes des ersten bayerischen Landesbischofs und einer Impulsgebung zu erinnerungskultureller Arbeit hatten wir einen Vortragsabend zu Hans Meiser mit Referentin Dr. Nora Schulze durchgeführt, zu dem auch alle Mitglieder des Stadtrats eingeladen waren. Hier wurde klar benannt, dass jener zweifellos unerträgliche Satz Meisers, der in der lokalen Presse ca. zehn Mal redundant zitiert wurde, im Kontext einer Artikelserie steht, in der Meiser auf die Aussage zielt, dass antisemitisches Agieren gegen Juden ausdrücklich unterbleiben müsse und Christen ihnen stattdessen Liebe entgegenbringen sollen. Dies gehört eben auch zu einem differenzierten Bild Meisers. Solche Differenzierung sind wir jedem Menschen schuldig.  

Um den kirchlichen Beitrag zur Erinnerungskultur zu leisten, hatte die Regionalbischöfin eine Arbeitsgruppe gegründet, zu der neben Dekan Hacker u.a. auch der Kulturreferent der Stadt gehört. Das erste Projekt ist eine Gedenkstätte für ermordete Sinti auf dem Stadtfriedhof. Ohne Kenntnis, dass diese Entscheidung im Stadtrat ansteht, hatte die Regionalbischöfin zudem in der letzten Sitzung das Ziel des Aufstellens einer Tafel auf dem Grundstück ihres Amtssitzes benannt und die Formulierung des Textes für die Tafel zur Person Meisers in Auftrag gegeben. Nora Schulze war bereit, ihn zu formulieren. Dadurch hätte die Stadt einen dauerhaften Lernort gewonnen, an dem die Artikulation - auch der schmerzenden Seite seiner vita - zur geschichtlichen Aufarbeitung beitragen hätte.

Nun ist es Zeit nach vorne zu schauen. Dass die Stadt Dietrich Bonhoeffer als Widerstandskämpfer ehren möchte, freut uns ausgesprochen. Es sei an dieser Stelle die Planung erwähnt, dass sein Lied „Von guten Mächten“ auf der Gedenktafel für die Sinti zu stehen kommen soll. Wir hoffen auf Einweihung noch in diesem Jahr.